„Und lasst ein großes Fest sein“: So endete der Streit

15. August 2025

In Mondaino gibt es einen bestimmten Moment, in dem sich der Kalender in sich selbst faltet. Es ist der Moment, in dem …
In Mondaino gibt es einen bestimmten Moment, in dem sich der Kalender um sich selbst dreht. Es ist der Moment, in dem das Bergdorf im Concatal zwischen Glockengeläut und Trompetenschall aufhört, in der Gegenwart zu leben und im 15. Jahrhundert zu atmen beginnt. Bis Sonntag findet der Palio del Daino zum 36. Mal statt, und die Einladung „Lasst uns gemeinsam Geschichte erleben ... Kommt zum Palio“ ist nicht nur ein Slogan: Sie öffnet die Tür zu einem intensiven Erlebnis. Wer sich Geschichte nur schwer über Lehrbücher annähern kann, wird ihr hier lebendig und greifbar begegnen. Sie müssen sich nur von Ihren fünf Sinnen leiten lassen: dem groben Stoff der handgenähten Kostüme, dem intensiven Duft der in den Tavernen servierten Gerichte, dem Donnern der Trommeln und dem Pfeifen der Armbrüste, dem warmen Licht, das die Piazza Maggiore bei Sonnenuntergang einhüllt.
Es war das Jahr des Herrn 1459, als Sigismondo Pandolfo Malatesta, Herr von Rimini, und Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino, ihre Fehde beendeten und in Mondaino einen Friedensvertrag unterzeichneten, der für immer in Erinnerung bleiben wird. Bei der Eröffnungszeremonie „Et grande festa sia“ begrüßte der Burghauptmann die beiden Herren, die den Vertrag unterzeichnet hatten, inmitten von Prozessionen in historischen Kostümen, Trompetenstößen und wehenden Bannern. Von diesem Moment an treten die vier Contraden – Borgo, Castello, Contado und Montebello – in Geschicklichkeitsspielen, Listtests und Ausdauerwettbewerben gegeneinander an. Höhepunkt ist am Sonntagabend das „Gioco del Daino“, bei dem das begehrte Banner verliehen wird. Doch der Palio ist viel mehr als ein Wettbewerb. Es ist ein Mosaik aus Aufführungen und Begegnungen: Am Samstag und Sonntag, jeweils um 22:45 Uhr, dirigiert Maestro Salvatore Francavilla „Epica“, eine Show auf der Piazza Maggiore, die Theater, Musik und Akrobatik vereint. Das Programm 2025 begrüßt Newcomer wie das belgische Duo Les Contes Dsphaldt – Ottfriedt und Odil und die Kompanie I Senza Quinta mit „Der Hexenprozess – Die Geschichte von Angese“, einer theatralischen Reise in einen Gerichtssaal des 15. Jahrhunderts, inmitten von Aberglauben und unsicherer Gerechtigkeit. Neben über hundert Künstlern, Kunsthandwerkern und Darstellern führen Falkner spektakuläre Flüge über den Dächern vor, Hofnarren verzaubern mit Improvisationen und Kunstmeister enthüllen altes Handwerk. Und dann ist da noch die stille Seele des Ganzen: rund 400 Freiwillige. Köche, Kostümbildner, Techniker und Statisten. Eine gemeinsame Anstrengung, die das Unmögliche möglich macht und Mondaino in eine voll funktionsfähige „Zeitmaschine“ verwandelt. Mondaino ist heute mehr als nur ein Dorf: Es ist ein Chorwerk aus Händen, Stimmen und Erinnerungen. Ein Fest, das nicht nur an das Mittelalter erinnert, sondern es neu aufleben lässt und alle einlädt, Teil davon zu werden. Denn hier ist Geschichte nicht nur etwas, das man sehen kann: Sie muss getragen, gehört, geatmet werden. Und vor allem muss sie gelebt werden.
İl Resto Del Carlino